29 April 2009

Frühjahrskongress Impuls Teil II



2. Das Seelenstoff Projekt: Eine Vision für unsere Generation

Welcher Raum muss geschaffen werden, dass Thomas in eine christliche Gemeinschaft hineinwachsen kann, wo er - so wie er ist - für voll genommen wird und eine Spiritualität entfaltet, die seiner Person entspricht? Wir von Seelenstoff haben uns genau diese Frage gestellt und uns zum Ziel gesetzt Menschen wie Thomas zu erreichen. Wir haben uns vor etwa drei Jahren das Weltbild von Thomas bewusst gemacht und glauben daran, dass auch er Christ werden kann, ohne dabei seine Individualität preiszugeben. Geprägt von der Vision, Menschen unserer Generation und aus unserem Milieu zu erreichen, haben wir mit einem Gebetskreis begonnen und im Laufe der letzten Jahre viele verschiedene Formen von Gemeindeleben ausprobiert.
Mittlerweile steht der Name Seelenstoff für ein Konglomerat aus ganz verschiedenen Zusammenkünften, Angeboten und Events. Neben Hauskreisen mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt es auch einen Literaturkreis, den monatlichen Bierabend, den Filmabend und eine Studiengruppe in der Raum zur theologischen Auseinandersetzung mit dem Thema Kirche und Glaube in der Postmoderne gegeben wird. Dies ist für uns insofern wichtig, als wir den Diskurs um dieses Thema als Ideenpool benutzen und viele Dinge einfach auf unser spezifisches Setting adaptieren. Nicht alles was wir machen hat auf den ersten Blick eine christliche Note, ist aber dennoch ein wichtiger Bestandteil des Ganzen, was wir Seelenstoff nennen. Wir veranstalten beispielsweise auch ganz ‚gewöhnliche’ Jazz und Rockkonzerte. Die Idee dahinter ist, nicht darauf zu warten, dass die Leute einen bestimmten Ort betreten in welchem sie mit uns gemeinsam einen Gottesdienst feiern, sondern zu den Menschen zu gehen und dort anzusetzen mitten unter ihnen und inmitten ihrer Kultur. Gemeinschaften wie unsere werden heute oft mit den Labels Emerging Church oder Fresh Expressions of Chruch in Verbindung gebracht. Solche Gemeinden knüpfen immer an eine bestehende Tradition an. Im Fall von Seelenstoff ist das die evangelische Kirche A.B. (wobei nicht jeder der bei Seelenstoff evangelisch ist oder sein muss). Auf Grundlage des entsprechenden Bekenntnisses wollen wir dem Glauben auf eine für uns natürliche Weise Ausdruck verleihen. Wir suchen nach neuen kreativen Ausdrucksformen unseres Glaubens (Fresh Expressions), die auch verschiedene Sinne ansprechen. Wir experimentieren mit Gottesdienstformen und Formen des Lobpreises. Wir stellen uns theologische Fragen wie: Was bedeutet Jesu Predigt vom Reich Gottes heute in unserem Kontext? Wie gehen wir mit Wahrheit um? Wir stellen uns praktische Fragen: Wie können wir möglichst alle Leute ins Geschehen aktiv einbinden? Bedeutet moderner Lobpreis nur Pop Lieder zu singen die von Jesus handeln? Brauchen wir einen, der das Ganze leitet, oder passiert alles organisch und natürlich? Wie gehen wir damit um, dass unsere Leute alle an ganz unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben stehen? Vieles mussten wir wirklich im Trial and Error Verfahren herausfinden. Manchmal sind wir gescheitert, oft aber haben sich simple Versuche auch als sehr ertragreich und gewinnbringend erwiesen.

21 April 2009

Frühjahrskongress Impuls Teil I



Problemstellung: Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet erlebt sich schnell als Witwer

Dieser Ausspruch von Søren Kierkegaard beschreibt einen grundsätzlichen Sachverhalt mit dem die Kirche immer wieder ringt und ringen muss. Die Kirche wird oft als Schiff bezeichnet, das im Idealfall im Meer der Zeit unterwegs ist. Es gibt dazu auch ein Kirchenlied mit dem Titel „Ein Schiff das sich Gemeinde nennt“. So schön dieses Lied und das darin enthaltene Bild auch ist, wir müssen uns die Frage stellen, ob wir nicht doch an der einen oder anderen Stelle den Anker geworfen und den Zeitgeist an uns vorbeiziehen haben lassen. In den vergangenen Jahren hat ein erheblicher Übergang im Denken, ja im Weltbild vor allem der jüngeren Generation stattgefunden, der auch uns als Kirche betrifft - betreffen muss. Viele sprechen hier vom Übergang vom modernen zum postmodernen Menschen. Wie sieht dieser postmoderne Mensch aus? Dazu möchte ich Ihnen Thomas vorstellen. Thomas ist 22 Jahre alt und studiert Theater- Film- und Medienwissenschaft in Wien. Nun - äußerlich unterscheidet sich Thomas kaum von anderen Menschen. Aber - Thomas hat eine ganz andere Geschichte und auch ganz andere Anschauungen wie etwa sein Großvater Josef. Thomas ist nicht wie er in eine christliche Kultur hineingewachsen. Seine Eltern sind nach der Scheidung beide aus der Kirche ausgetreten und fanden es besser Thomas einmal selber die Entscheidung zu überlassen, welchen Glauben er wählen will. Thomas bezeichnet sich selbst als sehr spirituellen Menschen. Er denkt, dass er die Kraft, die er für das tägliche Leben braucht, von einer Art göttlichen Energiequelle bezieht. Er hält es auch für wahrscheinlich, dass er nach dem Tod als Katze wiedergeboren wird. Dafür sorgt dann auch wieder diese Energiequelle. Religiös ist Thomas aber nicht. Diese Bezeichnung lehnt er strikt ab. Wahrscheinlich deswegen, weil er schlechte Erfahrungen mit Religion gemacht hat. Einmal ist er auf der Straße angequatscht worden. Der Typ der ihn angequatscht hat sagte, dass Jesus der einzige Weg sei und dass auch Thomas das brauche, was er selbst schon längst hat. „Wie kannst du wissen was ich brauche, wenn du mich doch gar nicht kennst“, erwiderte Thomas böse. Er hasst es, wenn ihm irgendjemand etwas aufdrücken will, oder so mit ihm spricht als hätte er die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Überhaupt glaubt Thomas nicht, dass es eine Religion gibt, die Recht hat und die absolute Wahrheit predigt. Thomas sagt immer: „Wahrheit muss jeder für sich selbst finden. Wahr ist was in mein Leben passt und sich in meine Geschichte einordnen lässt. Es gibt nicht die Wahrheit, sondern viele Wahrheiten.“ Thomas mag Menschen, die ihm echt gegenübertreten. Menschen, die sich für ihn und seine Ansichten interessieren. Mit religiösen Spinnern hingegen hat Thomas ein Problem: „Nach außen hin ist einer frommer als der andere - in Wirklichkeit haben sie aber alle Dreck am Stecken.“ Gerade die Kirche habe in der letzten Zeit so viel Mist gebaut, dass Thomas diesem Verein niemals beitreten würde. Diese „veraltete“ und „machtgeile“ Institution gehört seiner Meinung nach abgeschafft. Jesus selbst findet er aber schwer in Ordnung: „Ein Revolutionär, der für seine Ideale eingetreten ist; - so wie Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela.“ Thomas ist ein junger Mann, wie er uns heute oft begegnet.

12 April 2009

harte Schale, weicher Kern

Österreich, Wien, eine sehr angenehme Gegend. Kaum Kriminalität und Gewalt, wenn wir uns mit anderen Städten im deutschsprachigen Raum vergleichen. Auch die Arbeitslosenrate ist nicht gewaltig hoch. Junge Menschen unserer Generation in Österreich fallen kaum auf. Gegenkulturen scheinen auch nicht wirklich der Renner zu sein. Punks trifft man hier seltener als in deutschen Städten und glücklicherweise gilt das auch für rechte Skins (hat jemand in Wien schon mal einen Oi-Punk gesehen?). Leute zwischen 16 und 30 fallen nicht so wahnsinnig auf. Ok, es gibt so was wie Emos oder Krocha, aber sind das Gegenkulturen? Auch Halbstarke gibt und gab es. Ein paar Gangstas laufen auch herum, aber damit hat es sich schon.

Mir kommt es so vor, als seien Leute in diesem Alter, in das ich auch noch reinfalle, nicht wahnsinnig radikal veranlagt. Zumindest nicht tiefgehend radikal. Nach außen hin schmücken sich gerade StudentInnen manchmal ganz gerne mit Radikalität. Veganerinnen, Kommunisten, Goa/Reggae/Indie - Freaks. Aber was ist heutzutage daran radikal, keine Tierprodukte zu essen? Ist halt nur ein bisschen teurer. Politisch ganz links eingestellt zu sein ist heute voll ok. Mama und Papa waren das ja auch eine Weile. Gras rauchen ist eh schon voll normal. Rockmusik hören, wen soll das noch groß stören?

Es scheint, als säßen wir alle auf einem recht bequemen Kissen und einige von uns schmücken sich dann mit einem Hauch von Radikalität. Die harte Schale hat einen weichen Kern.

Wir Christen haben hier ein grundlegendes Problem: Irgendwie ist bei uns der Kern hart und die Schale weich. Nach außen hin sind Christen brave, meist ältere Leute, die Sonntags in die Kirche gehen. Hinter der kuscheligen Außenhaut steckt aber eigentlich ein harter Kern: Jesus, der gekreuzigte. Jesus der Auferstandene. Christus, der König. Gott, der die Menschen liebt. Hier gehts nicht nur um eine Revolution. Revolution ist zu harmlos. Hier gehts um Gott, der Mensch wird, um Menschen zu retten. Aus Krankheit, Sucht, Egoismus und vor Allem Rettung vor dem Tod, Rettung aus der Macht der Sünde.

Naja, und weiche Schalen interessieren heute niemanden, aber harte Kerne findet man bedrohlich. Was wäre aber, wenn es Leute gäbe, wo hinter der harten Schale auch ein harter Kern liegt?

Ein Facebook - Status von einem Bekannten: ... is drinking coffee, watching the mountains and thinks if more people would follow the real, the revolutionary, the hanging around with the scum, the loving the outcasts, the kick ass-truth in love but still straight in ya face, the I AM GOD - Jesus we meet in the Gospels than the lofty little chubby tamed westernised cheesy Boy group - Jesus then the church and the world would look very different...

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08 April 2009

kommunismus hilft auch nicht

Die kommunistischen Studenten in Wien werben wieder mit ihrem alten Slogan "...weil beten nicht hilft". Die meinen das wohl ernst. Auch irgendwie verständlich in einem so sehr mit religiösen Klischees besetzten Land wie Österreich.

Ich versteh nicht so viel davon, aber soweit ich das mit dem Kommunismus durchblicke, prallen der und das Christentum zwangsläufig recht hart aufeinander. Der Kommunismus will, dass alle gleich sind, will Autoritäten abbauen. Die ersten drei Kapitel der Bibel machen aber deutlich, dass Menschen zum Herrschen angelegt sind. ("...über die Fische im Meer, und über die Vögel unter dem Himmel..." / Die große Versuchung im Sündenfall: Wie Gott sein). In der Praxis haben kommunistische Länder dann oft auch ganz gewaltige Beherrschungsstrukturen (China zum Beispiel), was darauf schließen lässt, dass das biblische Menschenbild etwas realistischer ist.

Also 1:0 für die Bibel.

Die Bibel meint aber auch: Zum Herrschen brauchst du Gott (ein paar kluge Könige im Alten Testament haben das erkannt und umgesetzt, aber die meisten haben das nicht so ganz überrissen). Und mit Gott schaut das Herrschen ganz anders aus, als gewohnt ("Wer unter euch der größte sein will, der soll aller Diener sein", sagt Jesus). Auch hier spießt es sich natürlich mit dem Kommunismus, denn da wird nur das System selbst verehrt (oder eben der Herrscher, Nordkorea lässt grüßen). Soll man nun Gott verehren, oder ein System?

Also ich würd auf 2:0 für die Bibel tippen.

Zugegebenermaßen werden auch in Gottes Namen viele Ungerechtigkeiten begangen und das liegt wohl oft daran, dass wir Christen das mit Herrschen=Dienen nicht so ganz kapieren.


Okay, das wars mal dazu. Ich hoffe, dass sich ein paar Kommunisten oder Sozialisten auf unseren Blog verirren und mir noch was zu dem Thema beibringen.

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